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EEG-Förderung und Wasserstoffstrategie beflügeln Flexibilitätsausbau
Stromerzeugung , Flexibilitätsmanagement , Umwelt- und Klimaschutz 01.07.2020

EEG-Förderung und Wasserstoffstrategie beflügeln Flexibilitätsausbau

Am 18. Juni 2020 hat der Bundestag mit der Aufhebung des sogenannten Solardeckels den Weg frei gemacht für den weiteren Ausbau der Photovoltaik in Deutschland. Mit der Abschaffung wird der erzeugte Ökostrom aus PV-Anlagen bis 750 Kilowatt Leistung weiterhin durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert. Zuvor sah das Gesetz eine Förderung von „null Euro“ vor, wenn die Marke von insgesamt 52.000 MW an geförderten PV-Anlagen erreicht ist. Grundsätzlich wurde die Aufhebung von allen wichtigen energiewirtschaftlichen Akteuren begrüßt. Gleichwohl heißt es auch: Die Stromerzeugung wird künftig mit mehr PV-Anlagen noch unsteter und damit schwieriger zu integrieren sein.

Die Stadtwerke-Kooperation Trianel beobachtet seit längerem einen Paradigmenwechsel durch den Ausbau der erneuerbaren Energien und sieht dadurch Handlungsbedarf zur Erhaltung der Stabilität. Denn dem energiewirtschaftlichen System droht ein Ungleichgewicht. Folgte früher die Stromerzeugung mit ihren konventionellen Großkraftwerken dem Verbrauch, so erzeugen auch heute Windräder und Solarkraftwerke Strom – aber nur wenn der Wind weht und die Sonne scheint und egal, ob der Strom benötigt wird oder nicht. Doch lässt sich das Problem lösen: Durch die Flexibilisierung von Erzeugung und Verbrauch.

Volatile Erzeugung und flexibler Verbrauch – Ausgleich durch Sektorkopplung

Flexibilitätsmanagement heißt dabei das entsprechende Schlagwort, am besten in Verbindung mit Sektorkopplung. So wird versucht, vor allem den Verbrauch flexibler zu gestalten. Flexible Stromverbraucher gibt es vor allem in der Industrie, es muss womöglich nicht jede Anlage gleich bei Schichtbeginn hochgefahren werden. Weiterhin will man die Zahl von zeitlich bedarfsunabhängigen Abnehmern erhöhen. So ist geplant, Strom in andere Sektoren wie in den Wärmebereich oder in die Produktion von Wasserstoff umzuleiten – bekannt als Sektorkopplung. Die E-Mobilität als Sektor könnte hier ebenso helfen. Entscheidend ist eine intelligente Verknüpfung von volatiler Erzeugung und flexibler Nachfrage.

Als Stadtwerke-Kooperation beschäftigt sich Trianel schon lange mit dem Thema Flexibilität. Über das Trianel Netzwerk „FlexStore“ werden neue Konzepte zur intelligenten Nutzung von Energie erdacht und ausprobiert. Welche das sind, stellte Trianel in einem Webinar interessierten Stadtwerken Mitte Mai vor – mit großer Resonanz: Über 60 Stadtwerke-Vertreter informierten sich über Ziel und Ausrichtung des Netzwerks FlexStore.

Mit Power-to-X Flexibilität neu denken

Die am Netzwerk beteiligten Stadtwerke betrachten beispielsweise die Optionen von Power-to-Gas zur Nutzung im ÖPNV oder wie man durch Nachfragemanagement Verbräuche flexibilisieren kann. Hauptgedanke ist dabei, gemeinsam Know-how aufzubauen — von dem alle Teilnehmer profitieren.

Um Angebot und Nachfrage bei der Stromerzeugung in Einklang zu bringen, sind auch Speicher eine Flexibilitätsoption, die im Netzwerk betrachtet werden. Hier hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. In Tausenden von Haushalten stehen mittlerweile Stromspeicher, zahlreiche Versorger haben sich Großbatterien auf das Firmengelände gestellt. Aber Batterien sind immer noch eine teure Investition. Vor allem bei den Großbatterien sind bei weitem noch nicht alle Verdienstmöglichkeiten ausgereizt. Hier gibt es noch Platz für reichlich Ideen. Man denke nur an die Möglichkeit des Arbitragehandels an der Strombörse oder des aktiven Lastmanagements industrieller Verbraucher. So analysieren die Teilnehmer in einem ersten konkreten Projekt die Wirtschaftlichkeit von Batteriespeichern an der Strombörse.

Wasserstoff auf dem Vormarsch

Ein weiteres Projekt erhält durch die von der Koalition Anfang Juni vorgelegte Wasserstoffstrategie Unterstützung. Wasserstoff gilt als unverzichtbar zum Erreichen der Klimaschutzziele und so will die Bundesregierung Deutschland bei der Nutzung von Wasserstoff als klimafreundlichen Energieträger zum Vorreiter machen. Vorgesehen ist, dass bis 2030 in Deutschland Erzeugungsanlagen von bis zu fünf Gigawatt Gesamtleistung entstehen sollen. Der Einsatz von Wasserstoff soll neben der Industrie auch im Verkehr gefördert werden. Genau hier setzt das Trianel Konzept an, dass sich mit dem Aufbau und der Umsetzung einer regionalen Wasserstoffwirtschaft beschäftigt, z. B. bei der Zusammenarbeit von ÖPNV-Betrieben.

Energiewende vor Ort mit Aufbau von Flexibilitäten

Mehr als 20 Stadtwerke arbeiten aktuell im FlexStore bereits mit. Sie alle eint das Ziel, sich in eine neue Rolle vom reinen Stromanbieter hin in Richtung „Flexmanager“ für das eigene Versorgungsgebiet zu bewegen. Denn den FlexStore-Mitgliedern ist klar: Flexibilisierung erfolgt vor Ort und das zunehmend digital. Auf der Erzeugungsseite wird zunehmend Strom von dezentralen Erzeugern eingespeist. Dies wird sich durch die geplante Dekarbonisierung der Energiewelt weiter erhöhen – die anfangs erwähnte Aufhebung des Solardeckels ist dabei eine Komponente. Mit einer neuen Denkweise und neuen Geschäftsmodellen sollen Flexibilitäten auf der Verbrauchsseite mobilisiert und – wichtig – kommerzialisiert werden. Lokale, wirtschaftliche Projekte erwartet Trianel vom FlexStore-Netzwerk ab 2022.

Ihr Ansprechpartner

Dr. Matthias Leuthold, Leiter Netzwerk FlexStore Trianel GmbH

Dr. Matthias Leuthold

ist ein ausgesprochener Experte für den Bau und die Projektentwicklung von Batteriegroßspeichern und leitet bei Trianel das Netzwerk FlexStore. Er war in seiner letzten Tätigkeit als Head of Energy Storage für RES Deutschland tätig und bringt aus seiner Funktion als Abteilungsleiter bei der RWTH Aachen am Lehrstuhl für Speichersystemtechnik und Systemanalyse Erfahrungen mit wissenschaftlichen Verbundprojekten im Bereich Flexibilisierung mit.

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