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Risikomanagement in der Energiepreisrallye am Limit
Handel , Portfoliomanagement , Risikomanagement , Belieferung von Endkunden 10.05.2022

Risikomanagement in der Energiepreisrallye am Limit

Die Energiebeschaffung der Stadtwerke war lange Zeit von Routine gekennzeichnet. Die anhaltende Preisrallye für Strom und Gas an den Großhandelsmärkten hat das schlagartig geändert – und oftmals sind die Einheiten für Energiebeschaffung und -vertrieb sowie das Risikomanagement nicht wirklich auf diese Veränderungen eingestellt. Die in ruhigeren Zeiten ausgearbeiteten Risikokonzepte passen nur bedingt zu der aufgewühlten Situation an den Energiemärkten.

Die daraus resultierenden Probleme erläuterten die Experten für Risikomanagement bei Trianel, Jan Drößler und Harald Kirschner, in einem Webinar für Energieversorger und Energiehändler im März dieses Jahres. Sie zeigten anhand von Praxisbeispielen Ansätze zur Optimierung bestehender bzw. Aufstellung neuer Risikomanagement-Konzepte auf. 

Eine spannende Frage ist dabei: Wird die aktuelle Entwicklung bei Strom und Gas zum „new normal“ oder sehen wir nur einen einmaligen Effekt, den Fachleute als „Black Swan“ bezeichnen? Die Analysten von Trianel gehen aktuell eher von einem „new normal“ aus. Sie erwarten, dass die Preisvolatilität für Strom und Gas an den Großhandelsmärkten nicht auf das Niveau vor 2021 zurückgehen wird.

Befeuert wird dies in Deutschland durch den endgültigen Ausstieg aus der Kernkraft Ende des Jahres. Dadurch entfällt in großem Maße regelbare Kapazität am Strommarkt. Die Atomkraft wird zwar sukzessive durch erneuerbare Energien ersetzt, diese sind aber bekanntermaßen nur schlecht regelbar. Die Abstimmung zwischen Angebot und Nachfrage wird aufwendiger, was zu einer höheren Volatilität führt.

Preisschwankungen erwarten die Analysten vor allem bei Geschäften über kurzfristige Stromlieferungen, auch deswegen, weil die gewünschte Kopplung der europäischen Energiemärkte zwar mehr Player an den Markt bringt, das Zusammenspiel zwischen Stromerzeugung und -nachfrage aber auch komplexer macht.

Risikokonzepte sind nicht für Verwerfung am Energiemarkt ausgelegt

Diese Gemengelage führt dazu, dass das aktuelle Risikomanagement-Regime von Energieversorgern an seine Grenzen stößt. Die hinterlegten Risikokonzepte sowie Limitsysteme sind nicht auf die aktuellen Verwerfungen der Commodity-Handelsmärkte ausgelegt. Risikotragfähigkeit und Limits für Risikokennzahlen sind nicht adäquat hergeleitet und aufeinander abgestimmt. Die Beschaffer in den Stadtwerken sind dadurch nur bedingt in der Lage, auf Limitrisse bei der Beschaffung zu reagieren. Es kommt zu einem ständigen Konflikt zwischen unerlaubtem Regelverstoß und einer möglichen Regeleinhaltung, die sich aber nachteilig für das Unternehmen auswirken kann.

Wird nicht reagiert, können Beschaffer wie das Unternehmen selbst von negativen Folgen betroffen sein. So führen regelmäßige Überschreitungen der Limits bei Strategie, Marktpreis- und Kreditrisiken zu einem erheblichen Mehraufwand durch außerordentliche Sitzungen (täglich/wöchentlich) des Risikokomitees und der Beschaffungsrunde. Müssen durch eine verspätete Eindeckung nachträglich Mengen am Markt eingekauft werden, können Verluste für das Unternehmen entstehen. Und selbst wenn man adäquate Handlungsmaßnahmen abgeleitet hat, so ließen sich diese auf den Märkten mit geringerer Produktliquidität nicht umsetzen.

Risikokonzepte sind nicht für Verwerfung am Energiemarkt ausgelegt

Die Grafik zeigt auf, wie der bekannte Trade-off von klassischen Risiken (Marktpreis- vs. Kredit- vs. Liquiditätsrisiken) um weitere Risiken und Auswirkungen der Marktentwicklung verschärft wird:

Überarbeitung der Risikohandbücher dringend empfohlen

Das Ganze kann bis zur Handlungsunfähigkeit im Unternehmen führen, wenn niemand genau weiß, ob und wo das entsprechende Vorgehen im Beschaffungshandbuch dokumentiert ist. Wer ist verantwortlich und welche Maßnahmen könnten sinnvoll sein? Für den Beschaffer selbst können Verstöße gegen das Handbuch mit einem persönlichen Risiko verbunden sein. Anstrengend wird die Situation auch dadurch, dass Großkunden bei der Angebotserstellung immer häufigere Aktualisierungen fordern und bisherige Beschaffungsstrategien nicht mehr zu den Vertriebsprodukten passen (beispielsweise Formelbeschaffung).

Überarbeitung der Risikohandbücher dringend empfohlen

Trianel empfiehlt den Unternehmen daher dringend eine Überarbeitung ihrer Risikohandbücher. Es sollten Konzepte für die Risikotragfähigkeit und das Ableiten von Ziel- und Limitsystemen erstellt werden. Vor allem diese Fragen sollten eingehend beantwortet werden: Was kann und was will man sich als Unternehmen als „Schaden“ leisten?

Die Grafik gibt einen Überblick über die wichtigsten Fragen:

Die Experten von Trianel unterstützen die Unternehmen bei der fortlaufenden Einschätzung der Risikolage und der Anpassung bestehender Risikomanagement-Konzepte. Rund 100 Kunden haben bisher auf Lösungen der Aachener gesetzt. Modulare Beratungslösungen helfen dabei, dass Stadtwerke, Energieversorger und Energiehändler ihre Risiken jederzeit zielgenau im Blick behalten können. Das können unter anderem die produktspezifische Optimierung des Marktzugangs, Simulationsberechnungen von Handelsgeschäften oder die Überarbeitung von Prozessen zwischen Vertrieb und Beschaffung sein.

Roadmap Risikostrategie

Kostenfreies Expertengespräch von Trianel

Unsere Experten verschaffen sich einen ersten groben Überblick über die bestehenden Regelwerke Ihres Unternehmens. Im Gespräch werden Ihre aktuellen Herausforderungen und Fragestellungen diskutiert und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Risiken aufgezeigt. 

Das Ergebnis: Eine erste Roadmap über den Optimierungsbedarf Ihrer Risikostrategie, auf deren Basis wir Ihnen gerne auf Wunsch ein individuelles Angebot erstellen.

So gewinnen Sie in kurzer Zeit ein besseres Verständnis über Handlungsoptionen, die Ihr Unternehmen schnell weiterbringen!

Ihr Ansprechpartner

Jan Drößler, Abteilungsleiter Risikomanagement Dienstleistungen Trianel GmbH

Jan Drößler

berät seit über zehn Jahren Stadtwerke im Risikomanagement in den Bereichen Enterprise Risk Management, Erzeugungsvermarktung, Energiehandel und -beschaffung sowie Energievertrieb und leitet die Abteilung „Risikomanagement Dienstleistungen“ bei Trianel. Als Experten auf ihrem Gebiet weisen er und sein Abteilungsteam umfangreiche Erfahrungswerte bei Aufbau, Implementierung und Anpassung von Risikomanagement-Konzepten bei Stadtwerken in Deutschland und der Schweiz auf.

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