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Brennpunkt Beschaffung: Wie Stadtwerke handlungsfähig bleiben
Handel , Portfoliomanagement , Risikomanagement , Analyse und Prognose 06.09.2022

Brennpunkt Beschaffung: Wie Stadtwerke handlungsfähig bleiben

„Die Risiken der Versorgungslage bleiben weiterhin präsent und wir müssen uns darauf einstellen, dass die Preisvolatilität an den Großhandelsmärkten für Strom und Gas hoch bleiben wird“, fasste Jens Krüger, Portfoliomanager bei Trianel die aktuelle Marktlage in einem Webinar für Stadtwerke und Energieversorger Ende August dieses Jahres zusammen.

Da viele Stadtwerke in der Beschaffung mit den drastischen Folgen – defizitäre Vollversorgungs- und Tranchenverträge, fehlende Anbieter sowie hohe Risikoaufschläge und Kosten – konfrontiert sind, stellten Experten von Trianel vor, wie die drängendsten Beschaffungsfragen gelöst werden können.

Dass auch Stadtwerke weitere Preisanstiege sowie ein dauerhaft höheres Preisniveau bei langfristig starker Volatilität erwarten, zeigt eine Online-Befragung von Trianel unter ihren Gesellschaftern und Kunden, an der sich 132 Expertinnen und Experten aus 59 Stadtwerken beteiligt haben. 73 % erwarten ein dauerhaft höheres Preisniveau und 61 % der Befragten stark volatile Preise.

Jens Krüger kennt sich mit den Märkten aus. Er berät seine Kunden seit vielen Jahren bei der Ausrichtung ihrer Beschaffungsstrategie und bewirtschaftet ihre Portfolios. „Je nachdem, wie sich der Winter entwickelt, können wir noch mehr Preisbewegung sehen.“

Das passende Beschaffungskonzept

„Vor dem Hintergrund der Marktentwicklungen überrascht es nicht, dass knapp 2/3 der befragten Stadtwerke schon jetzt ihre Beschaffungsstrategie angepasst haben“, führte Stefan Günther, Leiter des Beschaffungs-Portfoliomanagements bei Trianel im zweiten Teil des Webinars aus. „Denn die altbekannten und für Stadtwerke vorteilhaften Vollversorgungsverträge werden derzeit kaum bis gar nicht mehr angeboten.“ Hierbei ist hinsichtlich Commodity und Lieferjahr zu differenzieren. „Wer jetzt noch eine Vollversorgung Gas für das Lieferjahr 2023 anfragt, hat schlechte Karten“, so Günther, „besser sieht es für die Lieferzeiträume 2025/26 aus.“

Für Kunden, die Trianel berät, wird zunächst ergebnisoffen geprüft, welches Beschaffungsmodell das passende ist – eine Frage, die sich nicht im Vorhinein beantworten lässt. Die Vorteilhaftigkeit hängt entscheidend von den verfügbaren Vergleichsangeboten im Markt sowie der Datenlage des Kunden ab. Trianel übernimmt die Ausschreibungsberatung, die Analyse und Bewertung der Vollversorgung im Vergleich zur strukturierten Beschaffung, u. a. anhand der Dienstleistungsentgelte, Aufschläge und abgedeckten Risiken, und gibt eine individuelle Handlungsempfehlung.

Die Erfahrung aus Kundenprojekten zeige, dass die Vollversorgung unter bestimmten Voraussetzungen das passende Beschaffungsmodell ist. Diese bietet Trianel nicht an, kann aber z. B. mit einer Tranchen-Beratung und beim Thema Marktzugang unterstützen.

Von der Vollversorgung zur strukturierten Beschaffung

Wenn Stadtwerken keine Vollversorgung angeboten wird, ist der Einstieg in die strukturierte Beschaffung ein Weg, um handlungsfähig zu werden. Der Beschaffungsexperte erläuterte deshalb was es zu beachten gilt, wenn sie selbst Risiken überwachen und bewerten müssen. Zur Berechnung der Risikoaufschläge wurden bisher zwei grundsätzliche Ansätze verfolgt: das historische Nachrechnen (Backtesting) und Simulationsansätze für Szenarien. Aufgrund der Strukturbrüche an den Märkten werden aus Sicht von Stefan Günther zukünftig Mischverfahren eingesetzt.

Trianel unterstützt Stadtwerke bei der Vorbereitung und Umstellung. Denn es müssen weitere Fragen beantwortet werden: Übernahme der Rolle des Bilanzkreisverantwortlichen, notwendige IT-Systeme und personelle Ressourcen, Aufbereitung der Stammdaten und Treffen von Annahmen über Mengen- und Preisentwicklung sowie die Aufstellung eines adäquaten Risikomanagement-Systems. „Dabei gilt es immer zu beachten, dass jede Entscheidung auf einer Zeitpunktbetrachtung basiert“, wies Stefan Günther hin, „und regelmäßig neu bewertet werden muss“.  

„Um nicht nur in der Beschaffung, sondern auch in der Lieferung handlungsfähig zu werden und Struktur selbst verantworten zu können, berät Trianel Stadtwerke beim Aufbau der Bilanzkreisstruktur sowie im Liefermanagement und übernimmt auch die operativen Tätigkeiten im Bilanzkreismanagement für Strom- und Gasvertriebe sowie Stromnetzbetreiber. Diese vollumfängliche Dienstleistung stellte Marco Lenz, der bei Trianel das Bilanzkreismanagement verantwortet, vor.   

Im letzten Webinar-Teil betonte Jan Drößler: „Beim Übergang in die strukturierte Beschaffung rate ich dringend, die Risikohandbücher zu überarbeiten.“ Er berät Stadtwerke im Risikomanagement und empfiehlt, Konzepte für die Risikotragfähigkeit des Unternehmens zu erstellen und das Ableiten von Ziel- und Limitsystemen nicht auf die lange Bank zu schieben. Vor allem diese Fragen sollten intensiv durchdacht und beantwortet werden: Was kann und was will man sich als Unternehmen als „Schaden“ leisten?

Ihr Ansprechpartner

Frank Neubauer, Leiter Vertrieb und Marketing, Trianel GmbH

Frank Neubauer

Bereichsleiter Vertrieb & Marketing

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